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NOVI SAD ist das Zentrum der Autonomen Provinz Vojvodina, in Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Wissenschaft und Tourismus. Als zweitgrößte Stadt Serbiens hat es rund  400.000 Einwohner. Novi Sad liegt im Süden der Pannonischen Tiefebene, an der Grenze der Regionen Batschka und Srem, am Ufer der Donau, gegenüber den Nordhängen des Gebirges Fruška Gora. Am 1. Februar 1748 wurde Novi Sad per Edikt zur Königlichen Freistadt erklärt. Am Ende des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wird die Stadt zur Wirkungsstätte von Schriftstellern, Poeten, Juristen und Herausgebern. Das trug zum Aufstieg des „serbischen Athens“ Novi Sad zur Kulturhauptstadt Serbiens bei.

Heute ist Novi Sad eine multinationale, multikulturelle und multikonfessionelle Metropole, in der alle Unterschiede als Vorteile betrachtet werden. Es ist eine Stadt der Museen, Galerien und Festivals. Heute ist ein weithin bekanntes Symbol der Stadt das Exit-Festival – es gibt aber auch das Sterijino pozorje-Theaterfestival, die Zmaj-Kinderspiele, das Internationale Literaturfestival Novi Sad, das Novi Sad Jazz-Festival und viele andere. Die Universität Novi Sad hat 19 Fakultäten und Fachabteilungen, wo die Vorlesungen in den Sprachen nationaler Minderheiten gehalten werden oder die zu diesem Zweck gegründet wurden. Novi Sad wird 2021 die Europäische Kulturhauptstadt und 2019 die Europäische Jugendhauptstadt.

Einwohner: 289.128 (2016)

Berühmte Persönlichkeiten aus Novi Sad: ĐorđeBalašević (geboren 1953 in Novi Sad), eine der berühmtesten und erfolgreichsten serbischen Song -Schreiber; Tennisass Monica Seles (geb. 1973); and Schauspieler Aleksandar Tišma (1924-2003).

MARIJA TRANDAFIL, Novi Sad

In meinem ganzen Leben war ich nur einen Tag lang arm, und das war, als wir während des Brandes 1849 aus Novi Sad fliehen mussten, als wir in der Stadt Varadin vor geschlossenen Toren hungerten, weil wir Nichts für Geld bekommen konnten. Wenn ich mich an diesen Tag erinnere, dann fühle ich, was Hunger und Armut sind, und deshalb tue ich, was ich tue und helfe den Armen.

Marija Trandafil (1816-1883), geb. Popović verlor schon früh ihre Eltern. Die reichen Popovićs waren angesehene Gemeindemitglieder aus Novi Sad. Nach dem Tod ihrer Eltern wuchs Marija bei anderen Familienmitgliedern auf. Mit 16 heiratete sie den 40-jährigen Jovan Trandafil. Manchen Quellenzufolge war Jovan Händler oder Kaufmann. Über seine Herkunft und seinen Beruf ist wenig bekannt. Sicher ist allerdings, dass er sein Vermögen mit Marijas Mitgift erheblich steigern konnte. Trandafil-Ehefrauen widmeten ihr Leben karitativen Tätigkeiten und Investitionen. Marija war besonders vom Leiden der Kinder ergriffen. Ihr Leben lang kümmerte sie sich um viele arme serbische Kinder. Ihre wichtigste Gründung war das Institut für die Betreuung von Waisen und armen Kindern, das 1912 errichtet und nach Marijas Tod fertiggestellt wurde. Jovan und Marija waren sehr kultiviert, reich und genossen einen guten Ruf, das Schicksal jedoch war nicht auf ihrer Seite. Ihre Kinder Kosta und Sofija starben sehr früh. Marija gab an, nie über ihren Tod hinweggekommen zu sein.

Als auch ihr Ehemann Jovan starb, musste Marija vor Gericht um ihren Besitz kämpfen. Damit konnte sie ihr Engagement fortsetzen. Wie wir heute wissen, waren Frauen und Männer damals gesetzlich nicht gleichgestellt. Also musste sie vier Verfahren gegen ihre Cousins und ihren Bruder gewinnen. Das machte sie auch zur Kämpferin für Frauenrechte. Ihre Brüder schreckten vor nichts zurück, um an ihr Eigentum zu kommen. Es wurden Gerüchte über Marija und einen Mann fragwürdigen Rufes gestreut. Man sagte, sie tausche Briefe mit diesem Mann aus, und manche behaupteten gar, sie sei eine Diebin. Trotz aller bösen Absichten der anderen kämpfte sie weiter für sich.

Marija Trandafil war sehr gläubig, weswegen sie versuchte, in ihre karitativen Tätigkeiten religiöse Aspekte einfließen zu lassen. Sie half bei der Renovierung der Nikoljevska-Kirche, der Ikonenwände in der Uspenska-Kirche und der armenisch-katholischen Kirche. Im Serbisch-Türkischen Krieg war sie Vorsitzende eines Vereins, der Essen und Hilfe für serbische Soldaten sammelte. Während der Hungersnot in Novi Sad half sie allen Menschen, egal welcher Religion oder Herkunft. Für ihr humanitäres Engagement erhielt sie die Rote-Kreuz-Medaille.

Nach Marija Trandafil, der die Stadt Novi Sad so viel verdankt, sind heute ein Platz in Novi Sad und viele Straßen und Schulen in Serbien benannt.

MILEVA MARIC EINSTEIN, Novi Sad

„Wir beide gemeinsam sind nur ein Stein”.

Mileva Maric Einstein (1875 – 1948), serbische Wissenschaftlerin, 1875 in Titel, Vojvodina (damals Teil der österreichisch-ungarischen Monarchie) als erstes von drei Kindern von Milos und Marija Maric geboren. Schon in ihren ersten Schultagen fiel sie durch ihren herausragenden Verstand und ihre genialen Fähigkeiten in Mathematik und Physik auf.

Sie besuchte seit 1886 eine weiterführende Schule für Mädchen in Novi Sad. 1888 wechselte sie auf das Königliche Gymnasium in Sremska Mitrovica, das sie als Jahrgangsbeste in Mathematik und Physik abschloss. Als ihre Familie nach Zagreb umzog, durfte sie mit einer Sondererlaubnis das Königliche humanistische Gymnasium besuchen, das bisher Jungen vorbehalten gewesen war. Sie war die fünfte Frau, die sich am Zürcher Polytechnikum einschreiben durfte, eine von zweien, die ihr Studium dort abschlossen, und die einzige Frau dort in ihrer Generation. Einer ihrer Kommilitonen, der deutsche Jude Albert Einstein, wurde ihr Freund. Später verliebte sie sich in ihn. Mileva und Albert heirateten in Bern am 6. Januar 1903.

Nach der Geburt ihres ersten Sohnes schrieben Mileva und Albert mehrere Arbeiten, etwa über die Brownsche Bewegung, den fotoelektrischen Effekt und die spezielle Relativitätstheorie, sowie Arbeiten, in denen die berühmte Formel E=mc² eingeführt wurde. Alle diese Texte wurden 1905 veröffentlicht. Viele Menschen, die diese Arbeiten im Original gesehen haben, berichten, sie seien mit Einstein-Mariti unterschrieben gewesen. Den Namen Mariti erhielt Mileva, als sie sich im Kanton Zürich registrieren ließ. Es bleibt unklar, warum ihr Name später von den Arbeiten verschwand.

Ihr zweiter Sohn Eduard wurde 1907 geboren. Er zeigte Symptome einer Schizophrenie. Für Mileva begann eine schwere Zeit, sie musste die Wissenschaft aufgeben. Seit dieser Zeit vernachlässigte Albert seine Familie immer mehr. Die Demütigung endete 1919, als sie sich scheiden ließen. Nach ihrer Scheidung war Milevas Leben schwierig. Albert schickte ihr nicht genug Geld, und sie musste sich finanzielle Unterstützung für Eduards teure experimentelle Behandlungen vor Gericht erstreiten. Ihr Leben und ihre Arbeit werden heute noch kontrovers diskutiert. In vielen Arbeiten von Albert Einstein wird sie nur als „geniale erste Frau“ erwähnt. Eines ist sicher: Sie liebte Albert und ließ diese Liebe ihre intellektuelle Arbeit beeinflussen.

Novi Sad wurde 2017 zur Europäischen Kulturhauptstadt des Jahres 2021 ernannt. Eine der Aktionen in diesem Projekt wird die Renovierung ihres Hauses in der Kisacka-Straße in Novi Sad sein. Dort wohnte die Familie Einstein-Marić Anfang des 20. Jahrhunderts.

SAVKA SUBOTIĆ, Novi Sad

Jede Nation, die nach kulturellem Fortschritt strebt, muss immer vom Kind ausgehen. Die Zukunft der Kinder und die Zukunft der Nation hängt von der Erziehung und Bildung der
Kinder ab.”

Die reiche und namhafte Familie Polit-Desančić lebte Anfang des 19. Jahrhunderts in Novi Sad. Savka Polit-Desančić, nach ihrer Heirat Savka Subotić (1834 – 1918), sollte ein bekannter Name im serbischen Feminismus werden. Als sie erst vier Jahre alt war, schickten ihre Eltern sie auf eine Privatschule, um ihre Bildungschancen zu erhöhen. Als die Familie später nach Wien zog, setzte Savka ihre schulische Laufbahn dort fort. In Wien traf sie auch ihren zukünftigen Ehemann, Jovan Subotić . Dieser war ein bekannter Journalist und Politiker und eine große Stütze in Savkas Kampf für Frauenrechte. Nach ihrem Universitätsabschluss undihrer Heirat zog sie mit ihrem Mann zurück nach Novi Sad. Dort setzte sie sich für die Aufklärung über die schlechte gesellschaftliche Lage von Frauen ein.

Savka Subotić gründete die „Erste Frauenkooperative“, die armen aber motivierten Mädchen dabei half, Lehrerinnen zu werden und andere zu bilden. Auf sie geht auch die Gründung der ersten weiterführenden Bildungseinrichtungen für Frauen in Novi Sad, Pančevo und Sombor zurück. Savka nahm an einem „Feministischen Kongress“ in Budapest teil und hielt in Wien einen Vortrag zum Thema „Frauen im Osten und Westen“. Darin wies sie auf die Vorurteile über Unterschiede zwischen Frauen und Männer hin.

„Die Gesetze des geistigen Lebens sind bei Männern und Frauen die gleichen, und der erwähnte Unterschied resultiert aus verschiedenen Arbeitsstellen und jahrhundertelanger besserer Bildung. Nicht die Natur – die Männer verweigerten Frauen ihre Freiheit. Sie beschränkten Frauenrechte mit ihrem Eigentumsrecht, das ein Recht des Stärkeren ist.“ Abgesehen davon, dass sie die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen und Männern verstand, merkte sie auch, dass Frauen auf dem Land deutlich schlechter gestellt sind als Städterinnen. Von diesem neuen Wissen getrieben, organisierte sie verschiedene Programme über Weben, Wollverarbeitung und Stricken, mit dem Ziel, handwerkliche Produkte dem Markt anzupassen. Sie sah die Handwerksarbeiten der Frauen auf dem Land als Kunst an. Deswegen sammelte sie diese und veranstaltete eine Ausstellung in Paris, bei der die Welt zum ersten Mal einen der berühmten Pirot-Teppiche zu sehen bekam.

Savka Subotić war eine der ersten Feministinnen in dieser Region. Sie war Mitglied in Vereinen, deren Arbeit sich auf Frauen konzentrierte, und auch die erste Vorsitzende des Kreises der serbischen Schwestern.

IDA SABO, Novi Sad

Der Nationalismus ist die erste Waffe der Bourgeoisie, dann kommt der Imperialismus und sie vereinen sich schnell. Anschließend führen Raubüberfalle in den Krieg. Dies ist notwendig für die Kapitalisten, da sie keinen Reichtum ohne Krieg erwerben.”

Ida Sabo (19115-2016), wurde in Subotica geboren, lebte und arbeitete aber lange in Novi Sad. Ihr Bruder Geza war Kommunist und ihr Vorbild. Unter seinem Einfluss trat auch sie vor ihrem 20. Geburtstag dem Bund der Kommunisten Jugoslawiens bei. So beginnt Ida Sabos Geschichte, die Geschichte einer der wichtigsten Frauenrechtlerinnen Jugoslawiens. Ihre erste Aufgabe als junge Aktivistin war die Bildung junger und anderer Menschen, die für die Befreiung kämpften.

„Was uns antrieb, war der Gedanke von Einheit.“ Lange nach dem Kampf sagte Ida, dass es nur in Einheit Veränderungen geben kann. Daher war es wichtig, alle marginalisierten Gruppen in den Kampf einzubinden: Arbeiter*innen, Bäuer*innen, Student*innen und Frauen. „Vor dem Zweiten Weltkrieg, im Königreich Jugoslawien, waren Frauen und Männer vor dem Gesetz sehr ungleich. Rechtlich wurden Frauen wie Kinder oder Menschen mit geistiger Behinderung behandelt. Nicht einmal das Recht auf ihre eigenen Kinder hatten sie. Starb der Vater, erhielten die Kinder einen gesetzlichen Vormund. Damals gab es sehr wenige intellektuelle Frauen. Selbst als Ärztinnen erhielten sie nur halb so viel Lohn wie Männer. Es gab eine feministische Organisation, die sich für Frauenrechte einsetzte. Wir wollten für Frauenrechte eintreten, weil Frauen die am meisten unterdrückte Gruppe waren, aber auch die gesamte Arbeiterklasse und Freidenker wurden unterdrückt. 1936 sammelten wir 650.000 Unterschriften für die Gleichstellung von Frauen. Gleichzeitig bereiteten wir den Kampf gegen den Faschismus vor. So sollten all diese Kämpfe wie ein einziger gefochten werden“, sagte Ida Sabo dem Portal Marks 21.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Sieg der Partisanen hatte Ida Sabo viele leitende Funktionen inne. Sie war Abgeordnete, Mitglied des Vertretungsbüros von Serbien und Jugoslawien und Vize-Präsidentin der Antifaschistischen Frauenfront der Vojvodina, wo sie sich weiter für Frauenrechte einsetzte. Nach dem Krieg arbeitete Ida mit der Antifaschistischen Frauenfront hart daran, Frauen zu bilden und Vorurteile ihnen gegenüber zu durchbrechen.

Seit kurzem gibt es in Novi Sad ein Wandgemälde in der Nähe des Bahnhofs mit Ida Sabos Porträt und der Botschaft „Tod dem Faschismus, Freiheit dem Volk“.

MILICA TOMIC, Novi Sad

Die Zeitschrift ‘Frauen’ beschäftigte sich mit allen Fragen des Lebens einer Frau und ihrer Berufung. Sie diskutierte in umfassenden Artikeln, sowie ja kleinsten Notizen alles, was Frauen in der Gesellschaft, im Haus, in der Gesellschaft, Küche und in der Erziehung nutzen
konnte.”

Milica Tomic (1859 – 1944), war eine Politikerin und Frauenrechtlerin. Sie machte erste bedeutende Schritte für die Gleichberechtigung von Frauen. Ihr Vater Svetozar Miletić war ein berühmter Politiker und Bürgermeister von Novi Sad. Er weckte ihr Interesse für Journalismus und Politik. Svetozar Miletic war Redakteur bei der Zeitung „Zastava“ („Fahne“). Wegen seiner politischen Aktivitäten wurde er sogar verhaftet. Also musste jemand seine Arbeit fortsetzen. Seine Tochter Milica gab noch vor ihrem 20. Geburtstag Zeitungen heraus und schrieb politische Artikel. Zu dieser Zeit war das für eine Frau sicher nicht die Norm.

Milica tat noch ungewöhnlichere Dinge: 1918 wurde sie eine von sieben weiblichen Parlamentsabgeordneten. Damals durften Frauen noch nicht einmal wählen. Zu dieser Zeit kam ein neuer Redakteur zur Zeitung ihres Vaters – Jaša Tomić. Tomić hatte sein Medizinstudium nie abgeschlossen. Jetzt war er Politiker, ihr Ehemann und ein neuer Herausgeber der Zeitung. Die Leute spekulierten über das Motiv für die Heirat: War es Liebe oder nur eine Zweckehe? Viele behaupteten, er habe sie nur geheiratet, um Herausgeber der „Zastava“ zu werden.

Milica war eine Vorreiterin im Bereich Journalismus und Frauen. Als solche gründete sie das erste Magazin für Frauen, das sie auch herausgab. Bis dahin hatte es zwar Frauenmagazine gegeben, diese wurden aber ausschließlich von Männern gemacht. Das Magazin „Frauen“ erschien zehn Jahre lang. Es hatte die Bildung und Emanzipation von Frauen zum Ziel. Milica schrieb über alles, was Frauen damals interessierte, mit ihrer Rolle und ihrem Leben zusammenhing. Im Magazin fanden sich Artikel über Kinder und Frauenbildung, Mode, Gesundheit, Hygiene und sogar Aberglauben.

Milica förderte Frauenbildung auch praktisch. Sie gründete einen Lesesaal für Frauen, den sie „Posestrima“ nannte. Dort wurden Kurse für Analphabetinnen organisiert. Sie richtete auch eine Bücherei ein. Milica Tomić kümmerte sich besonders um die Bildung und Inklusion von Frauen auf dem Land. Weibliche Solidarität war eines ihrer Hauptinteressen, weshalb es eine wohltätige Organisation gab, die Kranken und Armen half.

Milica war eine wichtige feministische Pionierin. Heute trägt eine Straße in Novi Sad ihren Namen.