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In Vukovar findet Ende August jährlich ein internationales Filmfestival statt. Nach Sonnenuntergang werden Filme auch im Freien gezeigt. Die Atmosphäre unter Sternen, an zwei Flüssen, mit hochwertigen Filmen zieht zahlreiche Besucher an. Außerdem wird das Programm durch Konzerte oder Ausstellungen bereichert.
Vukovar ist von viel Grünem umgeben und am liebsten erholen sich die Einwohner in dem unweit des Stadtzentrums gelegenen Park Adica. Der Name stammt vom türkischen Wort “ada” bzw. Flussinsel, weil das Waldstück vollkommen vom alten und neuen Flussbett der Vuka umrahmt ist.
Vukovar ist eine multiethnische, interkulturelle Gemeinschaft von etwa 20.000 Einwohnern. Die Frauen Vukovars sind Bürgerinnen, Arbeiterinnen, Familienfrauen, aber wie dieses Buch belegt, auch Wissenschaftlerinnen, Aktivistinnen, starke Rollenbilder. In der noch weitgehend patriarchalischen Gesellschaft Kroatiens kommen die Erfolge von Frauen nicht genügend zur Geltung. Es verwundert daher nicht, dass nur vier Straßen in Vukovar Frauennamen tragen. Die Straße „Tri ruže“ bzw. „drei Rosen“ erinnert an drei Schwestern einer alteingesessenen deutschstämmigen Familie aus Vukovar, deren Schönheit auch in einem Lied verewigt wurde.
Man nannte sie den Engel von Vukovar, den Gandhi aus Vukovar, und jeder, der sie kannte, würde bezeugen, dass sie irgendwie nicht von dieser Welt war oder aus einer anderen Zeit stammte. Ljiljana Gehrecke wuchs auf in Vukovar und verbrachte hier ihre Jugend. Sie studierte Wirtschaftswissenschaft, promovierte in Organisationswissenschaften und arbeitete als Universitätsprofessorin in Serbien, Kroatien, Deutschland. Ihr Berufsleben spiegelt eine beeindruckende Karriere dieser vielseitigen Persönlichkeit wider.
Nach dem Krieg kehrte sie 1996 nach Vukovar zurück und gründete im Jahr 2000 das Europahaus Vukovar, das zum Ort des Dialogs und der Überwindung von Klüften wurde. Ljiljana verstand es wie selten jemand, ihren Mitmenschen zuzuhören, das Leid hinter ihren Worten herauszuhören und sie empathisch, aber auch argumentiert durch den Genesungsprozess zu begleiten. Sie wusste, dass die Grundlage der Gesundung der traumatisierten Gesellschaft in der individuellen inneren Veränderung liegt, in der Überwindung des eigenen Leids. „Ich sehe in Vukovar Menschen, nicht wie sie erscheinen, sondern wie sie ihrem Wesen nach wirklich sind, als vollkommene Menschen geschaffen nach dem Antlitz ihres Schöpfers“, lauten ihre Worte. Ihre Mitbürger zu diesem Zustand zurückzuführen, war ihr Ziel. „Dadurch brachte sie Verständnis und Frieden in die Welt und vertrieb aus ihr Gewalt und Krieg. Gelungen ist es ihr nicht, aber wann haben die Guten jemals Erfolg? Und dennoch – was würden wir ohne solche Menschen tun?“ heißt es über Ljiljana in einem Zeitungsartikel nach ihrem Tod.
Für ihre beharrlichen Bemühungen um Versöhnung, Wiederaufbau des Vertrauens und der durch Krieg zerrissenen Beziehungen unter den Mitmenschen Vukovars wurde sie mit vielen Auszeichnungen und zuletzt 2015 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt. Diese Auszeichnung widmete sie ihren Mitbürgern und lud sie ein, daraus einen Funken Hoffnung und Anreiz mitzunehmen, um Vukovar in eine vereinte und solidarische Gemeinschaft zu verwandeln.
Vera Johanides gilt als die erste Dame der kroatischen Biotechnologie, des kroatischen Brauwesens, der industriellen Mikrobiologie und des biochemischen und ökologischen Ingenieurwesens.
Sie wurde 1917 in Tompojevci, Gemeinde Vukovar, geboren. Aufgewachsen ist sie ohne Vater, mit zwei Schwestern, einem Bruder und einer weisen Mutter, die ihr die entsprechende Bildung ermöglichte. Im Jahr 1935 schloss sie das Vukovarer Gymnasium ab, wonach sie in Ljubljana an gleich zwei Fakultäten, der Philosophischen und der Technischen Fakultät, studierte, die sie 1940 bzw. 1941 absolvierte.
1955 promovierte Vera im Bereich der Antibiotika und arbeitete fortan mit dem kroatischen Pharmakonzern Pliva zusammen. Als Universitätsprofessorin unterrichtete und forschte sie an der Technologischen Fakultät und an der Fakultät für Ernährungswissenschaften und Biotechnologie in Zagreb, wo sie die ersten Doktorstudien mitbegründete.
Zu Ehren dieser außerordentlichen Wissenschaftlerin, deren Opus 110 veröffentlichte wissenschaftliche Arbeiten und 53 Fachartikel sowie 14 Patente umfasst, verleiht die kroatische Akademie der Technischen Wissenschaften seit 2003 jährlich die Auszeichnung „Vera Johanides“ an junge Wissenschaftler. Vera selbst wurde zeitlebens mit zahlreichen nationalen und internationalen Auszeichnungen und Preisen geehrt.
Vera Johanides hat die naturwissenschaftliche Tagung „Die Tage Lavoslav Ružičkas“ mitbegründet, die bereits seit 17 Jahren in Vukovar stattfindet. Stolz auf seine einstige Gymnasiastin, veranstaltete das Gymnasium Vukovar 2018 eine Ausstellung über Vera. Das Plakat mit ihrem Lebenslauf steht nun dauerhaft im Foyer des Gymnasiums, um als Motivation zum lebenslangen Lernen und Schaffen zu dienen. Zeitlebens hat sie mit ihrem Charakter, ihrer Offenheit, aber auch ihrem Sprachgebrauch auf die Eigenarten ihrer syrmischen Heimat hingewiesen. Zu Ehren von Vera Johanides und anderen erfolgreichen ehemaligen Schüler*innen wurden im Umkreis des Schulgebäudes 20 Lindenbäume gepflanzt.
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